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Wien
Beethoven delayed
15. Juli – 3. September 2022

Die junge und dynamische französische Musikerin, die neu in den Kreis der «Menuhin's Heritage Artists» aufgenommen wurde, spielt am 11. August in Rougemont in Begleitung des Akkordeonisten Félicien Brut ein Recitalprogramm, das so sonnig daherkommt wie ihr Wesen – auch das kurze Interview erzählt bereits von ihrer Leichtigkeit.

Wahrscheinlich werden Sie das häufig gefragt... Mit Künstlerinnen wie Alison Balsom und Tine Thing Helseth tauchen immer mehr junge Frauen in der bislang eher von Männern dominierten Blechbläserszene auf: Wie erklären Sie sich das?

LR: Als ich anfing, Trompete zu spielen, hatte ich keinerlei vorgefasste Meinung zu dem Instrument. Es war einfach Liebe auf den ersten Blick; ich war acht Jahre alt und begeistert, einen Ton erzeugen zu können. Erst mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es eine sehr männliche Domäne war – im Unterricht zum Beispiel und später dann bei den Wettbewerben. Im ersten Jahr am CNSM Classique waren wir zu zweit in meinem Jahrgang, und am CNSM Jazz war ich sogar die einzige Frau. Die Leute denken, dass Männer besser Trompete spielen, weil sie glauben, dass man körperliche Kraft braucht, um das Instrument zu blasen, dass man kräftig gebaut sein muss, aber das stimmt nicht. Wahrscheinlich hat das etwas damit zu tun, dass viele unbewusst die Trompete mit etwas Militärischem assoziieren: Fanfarenstösse, Spielmannszüge, Militärparaden... Zum Glück hat sich das inzwischen geändert, es gibt immer mehr Frauen am Konservatorium und in den Orchestern.

Glauben Sie, dass Sie es schwerer hatten, sich zu behaupten, weil Sie eine Frau waren?

LR: Ich hatte das Glück, sehr nette Lehrer und immer gute Kontakte zu haben. Am Konservatorium war ich die Jüngste, aber da fühlte ich mich überhaupt nicht abgelehnt, weil ich eine Frau war. Heute dagegen fallen mir oft sexistische Verhaltensweisen und Anspielungen auf. Vielleicht liegt das daran, dass ich jetzt öfter in den Medien auftauche, dass ich manchmal im Fernsehen zu sehen bin.

Sie scheinen alle Grenzen zwischen den Genres zu überschreiten, fühlen sich in der Welt der Klassik ebenso wohl wie im Jazz: Gehört Schubladendenken der Vergangenheit an?

LR: Ich mag alle Arten von Musik. Ich brauche alle Stilrichtungen, das regt mich an, bereichert mich. Es wäre mir unmöglich, mich für eine einzige Richtung zu entscheiden. Ich wechsele weder mein Instrument noch das Mundstück, wenn ich von Klassik zu Jazz übergehe. Im Übrigen ist die Improvisation nicht allein dem Jazz vorbehalten: Die Interpretation eines klassischen Trompetenkonzerts bietet beispielsweise tolle Freiheiten.